Weshalb es wichtig ist, nicht perfekt zu sein
Aug 30, 2018 by apost team
Das Perfekte scheint nur auf den ersten Blick perfekt. Die herbe Schlichtheit, die sich selbst hinter dem Unscheinbaren verbirgt, ist oftmals viel interessanter und anmutiger, als die Reize des überschäumenden Schönen. Es ist wie ein Gesicht, das eine Geschichte zu erzählen hat und diese Geschichte handelt vom Leben. Sei es die Schönheit eines verrosteten Kruges oder die knorrigen Äste eines schief gewachsenen Baumes, die sich so ganz still im Herzen offenbaren.
Dem hohen Leistungsanspruch von heute fühlen sich nur wenige gewachsen und so ist es auch nicht verwunderlich, dass selbst die sogenannten Perfektionisten unter uns sich mittlerweile mehr und mehr überfordert fühlen und das Perfekte somit eigentlich gerne ablegen wollen. Gesellschaft macht sich selbst das Leben schwer. Kein Wunder also, dass sich die Diplom-Psychologin und Bestsellerautorin Ulrike Scheuermann mit diesem Thema auseinandersetzt und sagt: Mehr Lebensqualität durch das „Normalsein“ erreichen!

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Vor Kurzem trieb mich meine Neugierde wieder einmal in eines dieser neuen Seminare. Dort sollten wir eine Übung machen, indem wir die Hände aneinander rieben, um unsere Lebensgeister oder Lebensenergien zu wecken. Wir stellten uns also in einem gewissen Abstand einem Partner/in gegenüber und sollten so die Energie „erspüren“ die von unserem Gegenüber ausgeht. Kurzum, mir gegenüber stand eine Businessfrau, wahrscheinlich Managerin, in einer sehr schönen Anzugshose mit hübscher weißer Bluse, alles in allem sehr korrekt.
Erst spürte ich etwas. Dann spürte ich wieder nichts. War es vielleicht Einbildung? dachte ich mir und mühte mich mehr recht als schlecht genauso ab, wie mein Gegenüber. Ich kam regelrecht ins Schwitzen, verkrampfte, denn mittlerweile wurde es mir sogar peinlich. Bis ich mir ein Herz fasste, grinste und zu ihr sagte „So, etwas gelang mir irgendwie noch nie“.
Sie starrte mich daraufhin mit großen Augen verwundert an und bekam plötzlich einen Lachanfall. Wir waren beide erstaunt, erleichtert, ja sozusagen befreit und hatten mit einem Mal richtigen Spaß. Die Verkrampfung war wie weggeblasen, wir plauderten über Energien. Interessierten uns beide urplötzlich ganz von alleine füreinander und unsere Energien flossen wie von selbst. Unvergesslich dieser Augenblick.
Fühle Dich niemandem überlegen

Sich großartig zu fühlen, das klingt gut. Die Großartigkeit hingegen wirkt oft großspurig und zu glatt. Dies schafft keine Nähe und die Unnahbarkeit wirkt oft auch noch langweilig dazu. Ungroßartig und unspektakulär wirkst Du hingegen oft sehr herzlich inspirierend auf Andere ein. Dies schafft Verbundenheit und Nähe. Und seien wir mal ehrlich, wer wünscht sich nicht so ein warmes soziales Klima, welches wir gerade heute alle so dringend brauchen.
Nehmen wir zum Beispiel die Arbeit, dort sind wir mittlerweile alle zu etwas wie Robotern mutiert. Zum Beispiel ist Deutschland hinsichtlich der Toleranz von Fehlern am Arbeitsplatz international auf die hintersten Plätze gerutscht, bei der Befragung von immerhin 61 Ländern. Dabei wissen wir doch alle, der Mensch lernt nur aus seinen Fehlern und um uns weiterzuentwickeln, sind diese dann nicht eher sogar vorteilhafter?
Ich möchte Dich hier einfach mal ermutigen, zu Deinen Fehlern und Schwächen zu stehen und diese anzunehmen, statt immer zu bekämpfen. Aber wie soll das Bitteschön gehen, wenn wir unseren eigenen Perfektionismus nicht einmal als einer unserer eigenen Schwächen anerkennen.
Zunächst müssten wir dazu zunächst aber erst einmal klären, was die Ursachen dieser überhöhten Ansprüche an uns selbst überhaupt sind. Wie können wir das Übel somit am Schopfe packen.
Mögliche Ursachen für das Perfekt sein müssen
Oft sind es nur die kleinen Zweifel an uns selbst, zu hochgesteckte Ziele oder die Vergleiche mit anderen, die wir überdecken möchten, in dem wir großartig auftreten. Unser selbst auferlegter Perfektionismus treibt so aber immer neuere Blüten. Deshalb ist es zunächst erst einmal wichtig unsere eigenen Gefühle genauestens zu erforschen, denn nur, wer sich selbst kennt, kann sich dementsprechend auch verändern.
Mit Kernfragen die Ursachen beim Schopfe packen

Um locker zu werden, sich zu entspannen und nicht immer wieder in die Falle des Perfektionismus zu tappen, wäre es hilfreich sich folgende Fragen bewusst zu machen, zu beantworten und so zu verinnerlichen.
• Wann fühle ich mich nicht wichtig und wertvoll genug? Was ist meine größte Schwäche, die ich am liebsten vor anderen verstecken würde?
• Was würde Tragisches passieren, wenn ich einige Schwächen von mir preisgebe?
• Was wäre so schlimm daran?
• Warum habe ich so hohe Ansprüche? Wurden diese mir vorgelebt und wurde von mir zu viel erwartet?
• Wer bin ich? Was macht mich aus?
• Wie bewerte ich andere Menschen? Wie bewerte ich Schwächere?
• Kann ich loslassen oder bin ich besitzergreifend?
Wahre Größe
Ehrlich, wahre Größe kommt von innen und unsere Makel und Schwächen machen uns zu dem, wer wir sind. Mitunter wirken wir gerade deswegen auf andere umso interessanter. Wie eben jener schiefe Baum oder das verblasste Geschirr. Nicht langweilig eben und immer mit einer guten Geschichte anbei.
Hilf mit, diese Welt zu verändern und lasse uns gemeinsam diesen trockenen Perfektionismus abschaffen. Nicht in dem Glatten liegt das Schöne, sondern in den Spuren. Sei, wie Du bist und zeig diesen Artikel auch Deinen Freunden, um sie zu motivieren, dem Perfektionismus abzuschwören!