Neue Studien zeigen dass Depressionen Hirnschäden verursachen und nicht andersherum

Jun 07, 2018 by apost team

Depression wird oft als eine Modekrankheit stigmatisiert. Viele Leute denken, dass depressive Personen einfach nicht glücklich sein wollen, dass sie schwach sind oder dass sie einfach einem ungesunden Lebensstil nachgehen. Depressionen werden oft nicht ernst genommen und die Verbreitung dieser Krankheit wird unterschätzt. Manche Leute glauben sogar, das Depressionen durch Hirnschäden verursacht werden. Allerdings widerlegen neue Studien über den Zusammenhang zwischen Hirnschäden und Depressionen diese Fehleinschätzungen.

Depressionen Deutschland

Das amerikanische CDC hat entdeckt, dass rund acht Prozent aller Erwachsenen (ab dem 12. Lebensjahr) an Depressionen leiden und dass ältere Altersgruppen noch stärker betroffen sind. Diese Zahlen sollte man nicht unterschätzen, wenn man bedenkt, dass die Anzahl an Suiziden in Deutschland zwischen 1999 und 2010 um 25% gestiegen ist.

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Depressionen verstehen

Viele Leute, die nicht selbst von Depressionen betroffen sind, glauben irrtümlicherweise, dass sich Betroffene ihren Gesundheitszustand bewusst aussuchen.

Depressionen werden recht häufig als ein pessimistischer Gemütszustand beschreiben. Doch Depressionen sind wesentlich mehr, als ein Gefühl, als sei das Glas immer halb leer und als würden die negativen Aspekte des Lebens überhand nehmen. Das Glas wirkt wirklich halb leer, doch das Schlimme daran ist, dass die betroffene Personen sich hoffnungslos fühlen, als könnte es nie wieder gefüllt werden. Diese Hoffnungslosigkeit macht Depressionen so gefährlich.

Depressionen rauben den Betroffenen ihr Selbstwertgefühl, als wären sie plötzlich weniger wert. Ausserdem können Betroffene nur noch verzerrt wahrnehmen, wie ihr Umfeld sie sieht und akzeptiert.

Oft empfinden Betroffene immer wieder Angst oder Grauen vor der Zukunft und/oder Scham und Reue mit Blick auf die Vergangenheit. Das manifestiert sich auf unterschiedliche Arten, wie zum Beispiel Veränderungen des Verhaltens oder der Produktivität der betroffenen Personen, und beeinflusst ausserdem ihren Umgang mit ihrem Alltag und ihren Beziehungen. Daraus ergibt sich ein Teufelskreis aus negativen Gedanken, die zu negativen Verhaltensweisen führen, welche wiederum mehr negative Gedanken und Verhaltensweisen verursachen.

Ohne Intervention können sich diese negativen Gedanken und Verhaltensweisen häufen, bis sie das betroffene Individuum überwältigen und das Gehirn schädigen - zumindest wird dies von aktuellen Studien angedeutet.

Neue Hippocampus Studie zeigt, dass Depressionen Hirnschäden verursachen

Jahrelang war die Ansicht, dass Depressionen mindestens teilweise durch Hirnschäden verursacht werden, unter Medizinern weit verbreitet. Nun zeigt eine Studie, die in Molecular Psychiatry veröffentlicht wurde, dass Depressionen tatsächlich Hirnschäden verursachen und nicht andersherum.

Während ältere Studien einen Zusammenhang zwischen einem geschrumpften Hypothalamus und Depressionen entdeckt haben, waren keine dieser Studien weitreichend genug, um handfeste Ergebnisse zu liefern - bist heute. MRT Untersuchungen der mehr als 9000 Studienteilnehmern zeigten, dass alle 1728 Teilnehmer, die mit chronischen Depressionen diagnostiziert wurden waren, ein um 1,24% geringeres Hippocampusvolumen hatten.

Der Hippocampus sitzt im mittleren Temporallappen. Dabei befindet sich eine Hälfte des Hippocampus in der linken Gehirnhälfte und eine in der Rechten. Früher glaubte man, dass er nur für räumliche Navigation, die Erstellung neuer Erinnerungen und die Speicherung alter Erinnerungen verantwortlich sei. Wissenschaftlicher haben nun entdeckt, dass der Hippocampus eine weitere Aufgabe hat - er lenkt unsere Emotionen.


Professor Ian Hickie, der Co-Autor der Studie, beschreibt wie die emotionalen Funktionen des Hippocampus mit Depressionen und gar den Gedächtnisfunktionen des Organs in Zusammenhang stehen. Er sagt, dass unser Sinn für unser "Ich" von einem kontinuierlichen Verständnis von unserem Platz in der Welt abhängt. Unser Gedächtnis kann weit mehr, als nur Matheaufgaben und Passwörter zu speichern; unsere Erinnerungen halten all die Puzzleteile zusammen, die uns unseren Platz in der Welt zeigen.

Hickie verweist auf ältere Tierversuche, die seine Ergebnisse unterstützen. Solche Studien zeigen, dass ein geschrumpfter Hippocampus bei Tieren sowohl Erinnerungen als auch die damit assoziierten Verhaltensweisen ändert.

Hickie erklärt, inwiefern diese Studien auf Menschen zutreffen. Menschen, die unter Depressionen leiden, können ihren Alltag oft nur schwer meistern. Dies liegt daran, dass ihr Selbstsinn geschädigt ist. Dazu kommen noch geringes Selbstvertrauen, ein geschädigtes Selbstwertgefühl und fehlendes Selbstbewusstsein. All dies beeinflusst unsere Erinnerungen: wie sie geformt, hervorgerufen und eingestuft werden. Dies beeinflusst wiederum, wie wir uns auf Basis unserer Erinnerungen unser zukünftiges Leben und unsere Wahrnehmung vorstellen.

Aussichten sind wichtig

Neben klinischer Behandlung sind unsere Aussichten sehr wichtig. Wenn man unter Depressionen leidet, ist es essentiell, sich mit realistischen, positiven Emotionen zu umgeben. Nebenstehende können die Validität und die Verzerrung von depressiven Erinnerungen und Gedanken nicht ändern, doch sie können Betroffenen realistische, hoffnungsvolle Zukunftsaussichten bieten, mit Hoffnung auf Veränderung und der Hoffnung, dass das Glas nicht ewig leer bleibt.

Nach wie vor kann wirklich jeder unter Depressionen leiden. Diese zerstörerische Krankheit betrifft Millionen Menschen auf der ganzen Welt und unterscheidet nicht nach Alter, Geschlecht oder ethnischer Herkunft. Es handelt sich dabei um weit mehr als eine bewusste Entscheidung, weit mehr als periodische Traurigkeit, weit mehr als Stärken und Schwächen. Ausserdem sind Depressionen definitiv nichts, für das sich Betroffene entschieden haben.

Kennst Du jemanden, der an Depressionen leidet? Bist Du selber betroffen? Du kannst gerne Deine Gedanken, Sorgen oder Fragen in den Kommentaren teilen und diesen Artikel mit anderen teilen, damit sie diese Krankheit besser verstehen können.

Unsere Inhalte werden nach bestem Wissen und Gewissen kreiert, sind allerdings von allgemeiner Natur und können keineswegs ein Einzelgespräch mit Deinem Arzt ersetzen. Deine Gesundheit ist uns wichtig!