Eine Erzieherin erzählt: Das passiert wirkich, wenn Du Dein Kind in den Kindergarten bringst
Jan 08, 2019 by apost team
Du bist Mama eines Kindes, oder passt gelegentlich auf deine kleinen Geschwister auf? Du denkst, das ist schwer? Hast du schon mal auf 10 Kinder in einem Raum aufgepasst? Nein? Ich liebe meinen Job zwar, aber ich schwöre dir: Es ist nicht einfach!
Sie zahnen, kratzen und beißen, weinen und lachen, schreien und quietschen, haben gute und schlechte Laune, machen sich in die Windeln, schmeißen mit Gegenständen – Kinder, wie sie leib und leben. Genau wie jeder andere Mensch. Nur handelt es sich bei meinem Job um Kleinkinder - die einen mit schlechterer, die anderen mit besserer Erziehung.

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Neben den Gegenständen, die du als Erzieherin öfter mal gegen den Kopf geknallt bekommst, musst du bei all den guten und schlechten Manieren auch aufpassen, was du tust und sagst, denn die Eltern sind fix mit Urteilen und sehen sich und ihr Kind schnell als angegriffen.
Kein Kind ist unerzogen, böse, oder macht etwas, was es nicht tun soll. Kein Kind greift Zuhause schlimme Wörter auf, die es im Kindergarten anderen an den Kopf wirft. Es tut auch kein Kind willentlich anderen Kindern weh oder macht Dinge kaputt, weil es sie kaputtmachen will, sondern weil es ausversehen passiert ist. Nein, jedes Kind ist heilig und macht Fehler nicht absichtlich, sondern stets ausversehen.

So sieht es zumindest aus, wenn es nach den Eltern geht. Dass es zu Hause vermutlich nicht besser zu geht und dann sehr wohl bewusst ist, dass gewisse Dinge absichtlich passieren und dass jeder sehr wohl weiß, dass auch mal Worte fallen, die nicht vor dem Kind fallen sollen – das wird im Kindergarten vergessen!
Jedes Elternteil versucht den Heiligenschein über den Kopf des eigenen Kindes zu tragen, auch wenn alle eigentlich wissen, dass diese Kinder auch nur Menschen mit Ecken und Kanten sind. Aber wehe dem, der das zu erwähnen vermag!

Natürlich gibt es auch Ausnahmen, es gibt Eltern, die geduldig zuhören und verständnisvoll sind, die Informationen aufnehmen und Zuhause mit dem neuen Wissen an Dingen arbeiten. Die meisten verteufeln dich aber, sobald du etwas Negatives äußerst und schieben die Schuld auf dich oder die anderen Kinder! Der böse Peter hat nämlich angefangen! Und ich … ich hab gerade nicht hingesehen!
Vom Verhalten der Kinder abgesehen, gibt es viele Dinge, auf die geachtet werden muss. Unverträglichkeiten und Allergien zum Beispiel. Als Erzieher musst du aufpassen was die Kinder zu Essen kriegen und mit was sie spielen. Das kann böse enden, wenn da nicht genau aufgepasst wird. Diese Stolpersteine sind gar nicht mal selten, denn es leiden viele Kinder an solchen Dingen.
Besonders Laktoseintoleranz und Glutenunverträglichkeiten sind häufig. Und mit Nussallergien ist am wenigsten zu spaßen! Bei Gräser- und Pollenallergiker musst du ständig mit dem Taschentuch hinterherrennen und teilweise sogar leichte Medikamente verabreichen oder darauf achten, dass sie eingenommen werden.

Neben den ganzen Dingen, die du ertragen und beachten musst, sollst du den Kindern natürlich auch etwas beibringen, immerhin hast du auch einen Bildungsauftrag, der erfüllt werden muss.
Zahlen lernen, Buchstaben, Formen, Tiere, Geräusche, Farben, motorische Fähigkeiten, Zahnhygiene, soziales Verhalten, und so weiter. Zum Glück sind die meisten Kinder recht wissbegierig und lernen und gut und bereitwillig, als Erzieher musst du aber aufpassen, wie du es verpackst. Offensichtlich lernen will kein Kind, es muss durch Spielen und andere Aktivitäten stattfinden.

Und dann hast du endlich Feierabend oder Wochenende, dann … ach nee, gibt es nicht. Denn auch wenn alle Kleinkinder daheim sind und der Kindergarten geschlossen ist, rufen abends oder am Wochenende noch Eltern an um zu fragen ob Henry sein Mittagessen aufgegessen hat, oder ob es keine laktosefreie Milch gab, da Laura fürchterliche Blähungen hat. Ach und wo kommt da plötzlich der blaue Fleck auf Tims Oberarm her?
Ganz davon abgesehen, dass Dokumentenführung auch meist in der Freizeit stattfindet, da während der Arbeit keine Zeit übrig bleibt. Selbst beim Mittagsschlaf ist oft nicht jedes Kind im Traumland, davon abgesehen, dass Aufräumen, Putzen und Vorbereiten auch auf der Tagesplanung stehen.

Und: Es muss dokumentiert werden welches Kind, was gemacht hat, ob es Auffälligkeiten gab, was gegessen wurde und ob Lernziele angestrebt oder erreicht wurden.
Wenn Kinder etwas anderes sagen und Eltern etwas anderes meinen, dann kannst du so immer sagen, was wann getan und gemacht wurde – kannst dich rechtfertigen, um falschen Beschuldigungen aus dem wegzugehen und den Eltern schwarz auf weiß zeigen zu können, was getan wurde.

Der Job als Erzieher ist nicht einfach und ich muss zugeben, in manchen Momenten frage ich mich, ob ich die richtige Berufswahl getroffen habe. Aber dann sehe ich genau wie diese Eltern in die Augen dieser lachenden Kinder und weiß, dass ich die richtige Wahl getroffen habe, auch wenn es oft nicht einfach ist.
Kannst Du die Worte dieser Erzieherin nachvollziehen? Zeige diesen Beitrag unbedingt Deinen Freundinnen mit Kindern! Sie werden sich in den Gedanken der Erzieherin sicherlich wiederfinden können und ihr beim nächsten Besuch im Kindergarten ein besonders großes Dankeschön geben können.