Die Nicht-Beziehung und ihre Gefahren

Aug 17, 2018 by apost team

Mehr und mehr Leute führen heutzutage sogenannte Nichtbeziehungen. Irgendwie ist man zusammen, irgendwie aber auch doch nicht. Statt großer Flexibilität sagen solche Konstellationen eine Menge über unser Beziehungsleben aus, als Du vielleicht denken magst. So ist eines sicher: Wir sollten unser Beziehungsbild ändern.

Die Szene schmerzt selbst beim Zusehen. In der US-Hitserie „Girls“ verbringt Marnie, eine der Hauptfiguren, bereits einige Zeit mit einer männlichen Bekanntschaft. Nachdem sie sich nähergekommen sind, hilft sie ihm bei der Ausrichtung einer Party. Anschließend fragt er sie, ob er ihr als Dank für die Hilfe Geld geben kann. Sie reagiert entgeistert: „Aber ich bin doch deine Freundin!“, muss so aber feststellen, dass er das wohl anders gesehen hatte.

So bitter Marnies Erlebnis auch sein mag, eine Seltenheit ist es keineswegs. Immer mehr junge Menschen durchleben ähnliche Situationen. Sie haben Sex, wird mit dem Freundeskreis des Gegenübers vertraut gemacht und führt intensive Gespräche, und das über Monate hinweg. Alles fühlt sich an wie in einer Beziehung. Früher sagte man dann einfach: „Wir sind jetzt zusammen“. Heutzutage hat es sich eher zu einem „Du bist echt okay“ entwickelt und trägt zuweilen auch den Namen Nicht-Beziehung.

Sie ist keineswegs ein flüchtiges Phänomen, sondern hat sich tatsächlich schon zu einem natürlichen Teil des Beziehungs-Repertoires entwickelt. In den USA ist sie als „non relationship“ bekannt und wird in zahlreichen Magazinen beschrieben. Sogar Tipps, wie man eine solche (Nicht-)Beziehung erfolgreich beendet, werden darin gegeben. Die Nicht-Beziehung verfügt sogar über mehrere Unterkategorien.

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Die Generation Nicht-Beziehung

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Das größte Problem dieses Phänomens ist, dass man die Nicht-Beziehung gar nicht definieren kann. Genau darum geht es schließlich, den Wunsch nach etwas vagem. Trotzdem lohnt es sich, diesen Trend genauer unter die Lupe zu nehmen. Nicht-Generationen sind für unsere Generation typisch, weshalb du so viel über dich selbst erfahren kannst.

Nicht-Beziehungen bedeuten Unverbindlichkeit, ausgedrückt in zwischenmenschlicher Form. Auf diese Weise ist sie Ausdruck einer Lebenseinstellung, die damit rechnet, stets eine bessere, erfüllendere Option finden zu können. Diese Unverbindlichkeit wurde dieser Generation fast schon in die Wiege gelegt, was sich auch in befristeten Jobs, unsicherer Altersversorgung bzw. dem allgemeinen Imperativ der Flexibilität niederschlägt. 
Gleichzeitig ist diese Unverbindlichkeit aber auch ein Ausdruck der Feigheit. Eine wahre Beziehung bedeutet nämlich Verantwortung und Verpflichtung. Es geht darum, dich um deinen Partner zu kümmern, ihm beizustehen, Versprechen einzuhalten.

Genau das können Nicht-Beziehungs-Führer nicht. Sie möchten sich die Freiheit offenhalten, das Verhältnis jederzeit ohne schlechtes Gewissen beenden zu können. So zieht ein Partner jedoch auch in der Nicht-Beziehung unweigerlich den Kürzeren. Vielleicht hegen sogar beide insgeheim die Hoffnung, dass es sich doch noch zu einer richtigen Beziehung entwickelt. So leben sie aber zusammen eine Lüge.
 
Die Nicht-Beziehung ist eine Harmonieversicherung, ohne dass man eine wirkliche Verpflichtung eingehen müsste. Wer sie beendet, macht nicht Schluss, „no hard feelings“ also. Sollte das Gegenüber mal verletzt werden, ist es selbstverständlich nicht die eigene Schuld. Das ist auch dem Selbstbild zuträglich, denn ein Arschloch möchte niemand sein.

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Natürlich kann man die Nicht-Beziehung nicht pauschal verdammen. Manchmal tut es einfach gut, Spaß zu haben, ohne sich gleich vollständig auf jemanden einlassen zu müssen. Die Nicht-Beziehung passt ohne Zweifel gut in unsere moderne Gesellschaft. So ist die klassische Beziehung zwar das Ideal für eine Partnerschaft, sie wird bisweilen aber viel zu verklärt gesehen. Die Beziehung ist für den oder die Eine(n) vorbehalten, die Person, die man wahrhaft liebt. Wer sie nicht gefunden hat, muss weitersuchen und sich durch Nicht-Beziehungen schlagen.

So sind Beziehungen schlichtweg zu groß, zu ominös. Die Realität sieht anders aus. Gehst du das Thema Beziehung stets mit derart gigantischen Erwartungen an, ist sie von vorneherein zum Scheitern verurteilt. Daher gilt es zu verstehen: Beziehungen sind nicht das Nonplusultra der Zweisamkeit. Dennoch ermöglicht sie es, einem Menschen wirklich nahezukommen. Die einzige Frage die bleibt: Traust du dir das zu?

Mache Deine Freunde auf diesen Artikel aufmerksam, damit sie wissen, was Beziehungen ausmacht und welche Gefahren mit Nicht-Beziehungen verbunden sind.