Der „Hebammerich“ im Kreißsaal – So fühlt sich ein Mann als männliche Hebamme
Aug 30, 2018 by apost team
Sie helfen Frauen bei der Schwangerschaft und Geburt – bis dato war der Job der Hebamme ein reiner Frauenberuf. Die ist gerade im Wandel begriffen. Bestes Beispiel ist der Bayer Konstantin Wroblewski. Als er ein Praktikum bei einer Hebamme absolvierte, die ihn damals auch entbunden hatte, war er Feuer und Flamme für den Beruf.
Der Beruf der Hebamme – eigentlich eine reine Frauendomäne

Seit Herbst 2017 ist er dabei, selbst Hebamme zu werden, was auch als Entbindungspfleger bezeichnet wird. Dabei gehört zu sechs anderen Männern, die diesen Beruf ausüben möchten. Die Berufsfachschule „ANregiomed“ in Ansbach ist die Berufsschule dafür. Eine Ausbildungsstätte zu finden, war nicht so leicht, sagt Konstantin Wroblewski. Zunächst bekam er nur Absagen. Letztendlich funktionierte es dann doch in Ansbach.

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Die anderen weiblichen Berufsschüler sind von Konstantin begeistert

Zu Beginn waren alle ein wenig verwundert, erinnert sich die leitende Lehrhebamme Jasmin Treiber-Meier, besonders die älteren Schwestern waren das gar nicht gewöhnt und hatten ein Problem mit dem 21-Jährigen. Inzwischen ist er nichts Besonderes mehr. Die meisten sind von ihm begeistert und hätten nun auch gern mehr Männer als Entbindungshelfer.
Den Kopf von einem Säugling stabilisieren – zwischen grünen Tapeten und bunten Stühlen

Die Klinik Ansbach, die auch mit den anderen Hospitälern der Gegend verbunden ist, hatte im Jahr 2016 den Ausbildungsbetrieb begonnen, damit der dramatische Rückgang bei den Hebammen behoben werden kann. Die Hälfte der Ausbildung ist theoretisch, die andere praktisch. Man arbeitet viel auf der Geburtshilfe-Station.
An einer Übungspuppe im Klassenzimmer mit grüner Tapete und bunten Stühlen demonstriert die Chefin Jasmin Treiber-Meier den Azubis zum Beispiel, wie man den empfindlichen Kopf eines Neugeborenen stabilisiert bzw. richtig anfasst. Es darf zu keinem Dammriss kommen. An einer anderen Puppe wird gezeigt, wie genau der Embryo im Bauch einer Frau positioniert ist. Konstantin Wroblewski lernt täglich etwas Neues, am liebsten ist er auf Station im Dreischichtbetrieb. In den Kreißsaal darf man erst am Ende des ersten Lehrjahrs. Ursprünglich aus Sachsen-Anhalt fühlt er sich in Bayern recht wohl und arbeitet gern auf der Geburtsstation. Dort hängen Fähnchen, die Tapete ist gelb und überall sieht man Fotos von Neugeborenen, allesamt zuckersüß.
Wenn der „Hebammerich“ aufkreuzt

Jasmin Treiber-Meier geleitet Konstantin Wroblewski ins Stillzimmer. Sein Spitzname ist „Hebammerich“, da es keine Bezeichnung für männliche Hebammen gibt. Nun legt er ein Handtuch auf den Wickeltisch und bereitet alles für eine Baby-Visite vor. Eine Milchpumpe kommt ins Spiel, falls nötig, holt Konstantin ein steriles Pumpset für Frauen, die stillen. Im Jahr 2017 wurden in der Klinik circa 2200 Säuglinge geboren. Er selbst möchte später natürlich auch mindestens drei Kinder, am liebsten eine ganze Fußballmannschaft.
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