Bienen-Alarm in Berlin: Schwärme besetzen Ampeln, Fenster und Balkone
Jun 26, 2019
In Berlin kommt es aktuell an vielen Stellen zu einem beindruckenden Tierschauspiel: Zehntausende Bienen schwärmen umher, ganze Bienenvölker vermehren sich und suchen ein neues Zuhause. Das ist zwar schön anzusehen, kann einem aber auch Angst machen. Auch wenn die Imker für ihre Tierchen ein anderes Lebensumfeld bevorzugen würden, ist der Bienen-Boom zur Zeit in vielen Großstädten zu spüren.
Benedikt Polaczek, Vorsitzender des Berliner Imkerverbandes kommentiert den aktuellen Bienen-Boom in einem Interview mit der Berliner Zeitung: „Wir haben etwa 10.000 Bienenvölker in der Stadt“. Obwohl das Schwärmen ein natürlicher Prozess sei, soll dieser zumindest unter Kontrolle gebracht werden.
„Doch hundertprozentig werden wir das nicht in den Griff kriegen“, gesteht Polaczek. Nicht nur neuen Imkern, auch erfahrenen Kollegen könne es passieren, dass ein Bienenvolk ausschwärme.
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Um den herrenlosen Völkern ein angemessenes Zuhause zu suchen, arbeiten neben der Feuerwehr auch rund 50 Ehrenamtler des Imkerverbandes mit den summenden Schwärmen in der Großstadt.
Einer dieser Helfer ist Imker Jonas Hörning. Der 40-jährige Berliner ist immer dann zur Stelle, wenn er mal wieder einen besorgten Anrufer der Hauptstadtbewohner bekommt. Dann rückt er mit Imkermontur und Schwarmkasten an, um die schwärmenden Bienen einzufangen. Dass das nicht immer nach Plan funktioniert, zeigt ein Vorfall in einer Wilmersdorfer Gartenanlage:
Nachdem Hörnig am Einsatzort angekommen war, waren die Bienen bereits weitergeschwirrt. „Eigentlich hätten die Bienen gar nicht schwärmen dürfen. Sie haben sich nicht nach Lehrbuch verhalten“, so der Imker.
Ungefährliches Schwärmen
Um das Schwärmen zu unterbinden, müssen die sogenannte Schwarmzellen für die jungen Bienenköniginnen entfernt werden. Hierbei muss genau gearbeitet werden: Keine Schwarmzelle darf übersehen werden, da sonst die Bienen weiterschwärmen würden.
Ohne die Zellen fehle den Bienen die Grundlage zum Schwärmen und sie würden von alleine verschwinden, um ein neues Zuhause zu suchen. Der Schwarmtrieb kann damit auch als natürliche Vermehrungsmethode genutzt werden.
Ein mögliches neues Bienen-Zuhause ist fast überall zu finden. „Die Bienen lassen sich gern Öffnungen von Hauswänden oder in anderen Hohlräumen nieder“, berichtet Hörning. Auch Balkone, Fensterbänke, Ampeln oder Fahrräder können als neues Zuhause dienen.
Sobald eine neue Behausung gefunden wurde und auch die Königin auf dem Weg zur neuen Umgebung ist, fliegen ihr die restlichen Bienen in der Regel einfach hinterher.
Keine Angst vor Bienen
Auch wenn ein großer Bienenschwarm zunächst gefährlich wirken kann, ängstlich muss man den kleinen Tieren nicht begegnen: „Schwärme sind die friedlichsten Wesen überhaupt. Man kann eine Hand reinstecken und muss keine Angst haben“, erklärt Johannes Wirz, Vorstand des Vereins Mellifera, der sich um wesensgemäße Bienenhaltung kümmert.
Da die Schwärme selber keinen Honig haben, haben sie somit auch nichts zu verteidigen und seien in der Regel sehr entspannt.
Wer bei Gefahr hilft
Sollte doch einmal Gefahr aufkommen, helfen die vielen ehrenamtlichen Schwarmfänger gerne weiter.
Der Imker Alfred Krajewski, der die Zunahme der Bienenschwärme in Berlin aufmerksam verfolgt, berichtet über den aktuellen Zustand: „Das Imkern ist hip, doch man muss sich auch um seine Bienen kümmern.“ Erst letztens habe er wieder eine Bienen-Traube von einer Ampel im Berliner Friedrichshain holen müssen.
Auch die Feuerwehr sei ein guter Ansprechpartner bei Bienenschwärmen, die in Notfällen helfen kann. So befinden sich in den Reihen der Feuerwehrmänner oftmals Imker, an die die Völker weitergereicht werden können. Auch Anfänger können so neue Völker erhalten.
Wie sinnvoll ist eine Imkerprüfung?
Ohne die Hilfe der Freiwilligen, die die Schwärme wieder einfangen, seien die Bienen kaum überlebensfähig. Etwa 80 bis 90 Prozent würden es ansonsten nicht schaffen, berichtet Hörning. Besonders die Behandlung gegen die Varroamilbe sei wichtig, um die Überlebenschancen der Bienen zu erhöhen.
Bisher kann jeder Imker werden, der möchte; eine Aufnahmeprüfung gibt es nicht. Da jedoch viel Fachwissen nötig sei, fordern einige Imker nun einen Qualifikationsnachweis. Auch Imkermeister Polaczek schätzt solch eine Voraussetzung als sinnvoll ein.
Ein Sprecher der Justizverwaltung bestätigte gegenüber der Berliner Zeitung, dass eine Prüfung bisher nicht vorgesehen sei, das Schulungsangebot jedoch ausgebaut werden soll.
Einen weiteren Fall des aktuellen Bienen-Booms in Deutschland kannst Du im Video sehen:
Was sagst Du zum aktuellen Bienen-Boom? Ist Dir auch schon aufgefallen, wie viele Bienen zur Zeit herumschwirren? Berichte uns gerne von Deiner Erfahrung und vergiss nicht, diesen Beitrag auch Deinen Freunden zu zeigen, damit sie ausreichend informiert sind.