Arbeiten Gewerkschaften und Fridays for Future bald zusammen?
Aug 08, 2019
Verdi-Vorsitzender Frank Bsirske ruft zur Klimaschutz-Demo auf. Damit könnten Gewerkschaften und die junge Klima-Bewegung Fridays for Future bald an einem gemeinsamen Strang ziehen. Aber was ist mit der IG Metall?
Nicht nur Schüler und Studenten, auch Erwachsene, Eltern, Arbeitgeber und Angestellte, sollen am 20. September gemeinsam auf die Straße gehen, um gegen die aktuelle Klimapolitik zu demonstrieren. Nachdem die Mitglieder der durch durch Greta Thunberg gegründeten Fridays for Future Bewegung sich bereits seit Monaten treffen, um auf den drohenden Klimawandel aufmerksam zu machen, fordern sie nun auch den restlichen Teil der Bevölkerung auf, sich ihren Demonstrationen anzuschließen.
Am 20. September soll nun dritte globale Klimastreik stattfinden – am selben Tag wird das Klimakabinett der Bundesregierung seine Klimaschutzmaßnahmen vorstellen.
Nur einen Tag nach der Verkündigung des Fridays for Future-Aufrufes, hat auch die Gewerkschaft Verdi ihre Unterstützung mitgeteilt. Die junge Klimabewegung hat damit einen neuen einflussreichen Verbündeten in ihrem Kampf für eine klimagerechtere Zukunft.
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Verdi-Vorsitzender Frank Bsirske hat nun, nach Angaben der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung, alle rund 2 Millionen Mitglieder der Gewerkschaft dazu aufgerufen, mit Fridays for Future auf die Straße zu ziehen:
„Wir rufen natürlich nicht zu einem ordentlichen Streik auf, das geht nicht. Es wird auch nicht jeder seine Arbeit unterbrechen können. Aber wer kann, sollte ausstempeln und mitmachen. Ich werde jedenfalls hingehen", so Bsirske.
Bsirske sei beeindruckt von der Organisationskraft der jungen Aktivisten und überzeugt, dass „sich hier wirklich eine Jugendbewegung entwickelt, die nachhaltig ihre Wirkung in Deutschland erzielen wird."
Verdi und Fridays for Future
Der anhaltende Druck durch die Schüler und Studenten der Bewegung auf Unternehmen und Politik, sei „gut und richtig, um Klimaschutz und Energiewende anzuschieben“. Aktionen wie der weltweite Klimastreik seien eine Möglichkeit, Flagge zu zeigen für eine konsequente Klimapolitik.
Verdi fordere zudem einen baldigen Ausstieg aus der Kohleverstromung. Wie unter anderem der Tagesspiegel berichtet, empfiehlt die Kohlemission der Bundesregierung aktuell einen Ausstieg bis spätestens 2038, doch "wenn es schneller geht, sollten wir es schneller machen", so Bsirske.
Das Vorhaben verwundert: Erst 2015 hatten sich Bsirske und Verdi explizit gegen eine Zusatzabgabe für alte Kohlekraftwerke ausgesprochen. Der damalige SPD-Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel hatte diese Zusatzabgabe damals vorgeschlagen, um alte Kohlekraftwerke weniger rentabel zu machen. Plan war, mit solch einer nationalen Klimaschutzabgabe den CO2-Ausstoß alter Kohlekraftwerke drosseln, so Der Spiegel.
Auch in dem Beschluss des Verdi-Gewerkschaftsrats zu Klimaschutz und Energiewende aus dem Jahr 2016, wurde ein möglicher Kohleausstieg nicht thematisiert.
Doch viele befürworten den schnellen Umschwung der Gewerkschaft: Verdi-Mitglied Hendrik Huyskens, der erst 2015 Kritik zu Bsirskes Standpunkt gegenüber der Zusatzabgabe geäußert hatte, lobt die klimafreundliche Entwicklung.
„Wichtig ist, dass sich Verdi an die Positionierung erinnert, wenn es konkret um das Thema Kohleausstieg geht“, so Huyskens nach Angaben der taz.
Ein ungewöhnliches Bündnis mit der IG Metall
Auch die IG Metall zeigt sich aktuell klimafreundlicher denn je:
Erst im Juli diesen Jahres verabschiedete die Gewerkschaft ein Papier zur Verkehrswende und zum Klimaschutz. Gemeinsam mit den Umweltverbunden Nabu (Naturschutzbund Deutschland) und BUND (Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland), möchte die Gewerkschaft, die unter anderem Auto- und Stahlbeschäftigte vertritt, Druck für eine ökologische, soziale und demokratische Transformation machen.
„Wer die sozialen Folgen der ökologischen Transformation aus dem Blick verliert, überlässt das Feld populistischen Scharlatanen“, heißt es in der Stellungnahme.
„Die Leitung der IG Metall hat verstanden, dass es keine Alternative mehr zum Klimaschutz gibt und der Wandel in der Autoindustrie ohnehin nicht mehr aufzuhalten ist“, erklärt Nabu-Verkehrsexperte Daniel Rieger gegenüber der taz.
Während der Zusammenarbeit der Nabu und IG Metall in der Verkehrskommission des Bundes sei klar geworden, wie ähnlich die Positionen der beiden Parteien inzwischen sind.
Trotzdem zeigt sich die IG Metall zögerlicher gegenüber der aktuellen Klimaschutzmaßnahmen: Einen Kohleausstieg bis 2030 unterstütze die Gewerkschaft nicht, so die taz.
Auch ist bisher nicht bekannt, ob die IG Metall dem Aufruf des Verdi-Vorsitzenden folgen und sich der Klimademonstration anschließen wird. Eine Sprecherin erklärte der taz, aktuell gebe es noch keine Position dazu.
Was sagst Du zu den ungewöhnlichen Bündnissen? Findest Du es richtig, dass sich der Verdi-Chef den Klimaaktivisten anschließen möchte oder hast Du Kritik, die Du uns mitteilen möchtest? Wir sind gespannt! Zeige diesen Beitrag doch auch Deinen Freunden und diskutiert gemeinsam über das aktuelle Thema.